In eigener Sache….

Als  Lehrende verstehe ich jede Unterrichtsstunde, in der ich  auf die vielfältigen Energien und unterschiedlichen Bedürfnisse einer Gruppe reagiere, als einen erfrischenden Neubeginn.
Zunächst scheinen sich die zu stellenden Fragen extrem zu unterscheiden:
„Sind jetzt Tanzpädagogik und Kunst gefragt oder doch eher Sozialarbeit und Jugendgewaltexpertentum?“
„Ähnelt die Unterrichtsatmosphäre einer „Kampfarena“ und wenn ja, wo lassen sich Räume für Konzentration und Entdeckungsfreude öffnen?“
Letzteres sind eher selten Themen, die eine Rolle spielen in Workshops für selber Lehrende auf der Suche nach neuer Inspiration, fortlaufendem Technikunterricht für Erwachsene oder Tänzer/innen in der Ausbildung.
Bei Kindern und Jugendlichen, die schon entdeckt haben, dass Tanzen für sie ein inneres Bedürfnis bedeutet, unterrichte ich ausschließlich für den einen Moment, in dem ich die Seele tanzen sehe.
Ich glaube an meine Aufgabe eine Atmosphäre zu kreieren, in der Menschen Lust haben  Risiken einzugehen, um die eigene Vitalität, Kraft und Energie zu spüren.
Manchmal muss ich mich selber und auch andere daran erinnern, dass das Gefühl des größten Risikos mit Stille, Ruhe und der ganz kleinen Bewegung verbunden sein kann.
Meine Weitergabe von tanztechnischem Wissen basiert nicht auf der Utopie von Perfektion, sondern auf dem Wunsch einem individuellen Körper neue Optionen zu erschließen.
Zudem glaube ich daran, dass es meine Aufgabe ist, an das bereits vorhandene Körperwissen zu erinnern, etwas zu fordern, was wir scheinbar nicht können und das wegzulachen, was wir tatsächlich nicht können.
Unterricht, der eher experimentell  improvisatorisch angelegt ist, basiert auf der fragilen Balance von Chaos, Struktur und Freiheit.
Die kreative Spannung zwischen strukturellen Vorgaben und Freiheiten in der individuellen Wahl von Bewegungsmaterial führt zu Choreografien des Augenblicks.
Körper in Bewegung erleben Musik und Stille, Gewichtiges und Leichtes, das Außergewöhnliche und das Alltägliche, Kontrolle und Hingabe.
In dieser Bewegung sind wir nicht alleine, wir haben Nachbarn und tanzen mit Anderen im Raum. Es ist schön sich selbst zu spüren in der Dynamik und in der Kraft.
Zu spüren, vertrauensvoll in einer Gruppe agieren zu können, ist auch für mich ein ebenbürtiger Genuss!
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