Was steigert die Qualität eines Stückes, intensiviert das Erlebnis für die Zuschauenden? Wo liegt der Unterschied zwischen professionellen Tänzer/innen auf der Bühne und 5-jährigen bei ihrem ersten Auftritt? Ist es jetzt einerseits die „Hohe Kunst“, sich an ein Jahrhundertwerk von Strawinsky heranzuwagen und andererseits die „Nicht- Kunst“ einen Tanz für Vorschulkinder zu entwerfen? An den Prinzipien, die grundsätzlich eine Herausforderung ausmachen, ändert sich nichts. Ich bewege mich einfach nur auf verschiedenen Ebenen. Eine choreografische Schöpfung kann einen Akt des Überlebens bedeuten oder sie ist gemacht für den Moment, in dem junge Tänzer*innen über den ganzen Körper strahlen vor Begeisterung über sich selbst und ihr Stück. Meine Arbeit am Entwurf und die Aufmerksamkeit im Entwicklungsprozess unterscheiden sich nicht auf diesen Ebenen. Meine selbst aufgestellten Regeln variieren nicht durch die Fallhöhe des Anspruches. Es steigert den intellektuellen Genuss, wenn Stücke mit einer überraschenden Struktur oder auch mit einer intelligent durchdachten Befreiung von der Form beeindrucken können. Verbindet sich darüber hinaus eine Energie (eine kraftvolle, berührende, sanfte, fassungslos machende, Schrecken verursachende oder stille – ganz egal) mit mir als zuschauendem Menschen kann es diesen perfekten Moment geben. Für alle: gleichermaßen für das diskursiv gestählte Fachpublikum und diejenigen, die sich zum allerersten Mal in einem Theater wiederfinden. In diesem besten aller theatralen Momente treffen sich Zuschauende und Darsteller*innen in einem Zirkelgeschehen. Ein Kreis schließt sich. Und weil im wirklichen Leben eine übergroße Menge schmerzhaft schief gehen kann, höre ich nicht auf von diesem einen, kleinen flüchtig perfekten Moment zu träumen.